Vogelklang 2023
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VORTRAG "Soundscapes – die akustische Signatur der Natur"

Vortrag von Sandra Müller über die Erforschung von akustischen Landschaften und die Vielfalt eines Ökosystems


Samstag 30.April 2022 15 Uhr

Kurzbeschreibung des Vortrags:

Jeder Lebensraum hat seine eigene akustische Signatur. Die Kommunikation zwischen verschiedenen Individuen einer Art, die Interaktionen zwischen Arten und das Zusammenspiel von Geräuschen und Klängen der unbelebten Umwelt hinterlassen hörbare Spuren in der Umwelt. So lassen sich aus der Analyse dieser Soundscape eine Vielzahl an Informationen über ein Habitat ablesen, etwa die Zusammensetzung der vokalisierenden Artengemeinschaft, Tages- und Jahreszeiten, Vegetationszonen, Landschaftsstruktur und Landnutzung. Auch Veränderungen im Zuge von Artenverlust und Klimawandel sind akustisch nachweisbar. In diesem Vortrag werden besondere akustische Aspekten aus verschiedenen Waldökosystemen der Erde vorgestellt, vom Schwarzwald bis nach Panama.

Der Erforschung von akustischen Landschaften widmet sich die Soundscape-Ökologie, eine vor knapp zehn Jahren entstandene Disziplin, die Aspekte der Landschaftsökologie, Psychoakustik, Bioakustik und akustischer Ökologie in einem interdisziplinären Ansatz kombiniert. Die akustische Vielfalt eines Ökosystems steht dabei einerseits in Relation zur örtlichen Artenvielfalt, andererseits ist sie ein für sich stehender, eigener Aspekt der biologischen Vielfalt. Naturnahe Soundscapes sind wichtig für das Funktionieren eines Ökosystems. Störungen der Soundscape, etwa durch menschlichen Lärm und Habitatfragmentierung, können Auswirkungen auf Populationsdynamiken, Gesundheit von Tieren, Räuber-Beute-Beziehungen und sogar Bestäuber-Aktivitäten haben. Die gesundheitsschädlichen Auswirkungen von Lärm auf den Menschen sind hinreichend bekannt. Welchen Unterschied es darüber hinaus macht, ob Menschen in einer akustisch vielfältigen Natur Erholung suchen oder einer akustisch verarmten, untersucht unsere Arbeitsgruppe gerade in einem neuen Forschungsprojekt.

Im Rahmen unserer Untersuchungen konnten wir darstellen, dass die akustische Komposition von Grünlandflächen direkt von der Zusammensetzung der Vogelgemeinschaft, der Insektenvielfalt und bestimmten Landschaftselementen beeinflusst wird. Darüber hinaus lässt sich ein indirekter Zusammenhang zur Intensität der Grünlandnutzung nachweisen. In einer anderen Studie untersuchten wir den Zusammenhang zwischen akustischer Vielfalt und der Größe von Waldinseln in einer Agrarlandschaft und konnten feststellen, dass mit zunehmender Größe der Waldinseln und größerer Vielfalt der Waldstruktur auch die akustische Diversität ansteigt.

 

Sandra Müller ist Biologin und Ökoakustikerin. Sie arbeitet seit 2014 als Postdoc am Institut für Biologie 2 in der Abteilung Geobotanik an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg. Innerhalb des von der DFG geförderten Schwerpunktprogramms »Exploratorien zur funktionellen Biodiversitätsforschung« untersucht sie die Beziehung zwischen Landnutzung, Biodiversität und akustischer Komplexität. Im Laufe dieses Projektes wurde an 300 Standorten in Deutschland ein Jahr lang die akustische Komposition erfasst. Ein wichtiger Meilenstein in der noch jungen aber stetig wachsenden Fachrichtung der »Soundscape-Ökologie«, die Aspekte der Landschaftsökologie, Psychoakustik, Bioakustik und der akustischen Ökologie vereint. Als Ökoakustikerin untersucht Müller die Zusammenhänge zwischen Landnutzung, Vegetationsstruktur, Landschaftselementen und der akustischen Vielfalt. In einem aktuellen EU-Projekt (Dr. Forest), das von Biodiversa gefördert wird, geht es um den Einfluss, den Biodiversität auf die menschliche Gesundheit und das Wohlbefunden hat. Also unter anderem um die Frage, ob artenreichere Wälder eine erhöhte akustische Vielfalt aufweisen und ob dies wiederum die positive Gesundheitswirkung von Wälder noch verstärkt.